Für einen langjährigen Einsatz braucht es Durchhalte­vermögen. Dabei helfen ermutigende Meilensteine – wie unsere Lesefibel.

Doppelseite der Lesefibel: Schwarzweiß-Zeichnungen, u.a. laufende Menschen und Tiere, dazu Sätze und Tabellen mit Worten/WortteilenLesen ist fundamental für die weitere Schulbildung. Es ist in der Regel einfacher, in der Muttersprache lesen zu lernen, als in einer Fremdsprache, die man sich erst aneignen muss.

Lesefibeln können nicht einfach aus einer anderen Sprache übersetzt werden. Sie müssen für die jeweilige Sprache gezielt erstellt werden. Es gibt unterschiedliche Methoden Lesen zu lernen. Ein gutes System kann dem Schüler und Lehrer mitunter viele Monate mühsamen Übens ersparen.

2016 haben wir an einer systematischen Lesefibel für die Minderheitensprache Zayse gearbeitet. Als Grundlage für unsere Arbeit zogen wir das lokale Alphabet heran. Laute, welche in der Zaysesprache sehr häufig vorkommen, wurden auf den vorderen Seiten des Buches platziert. Dadurch hat der Schüler schnell Erfolgserlebnisse. Bereits nach wenigen Tagen kann er nicht nur Silben, sondern schon ganze Wörter und einfache Sätze lesen. Weiters werden Buchstaben, die sich ähnlich sehen, nicht in knapp aufeinanderfolgenden Einheiten durchgenommen (z.B. b – d – p – q). Dadurch reduziert sich die Verwechslungsgefahr. Laute, die mit zwei Buchstaben dargestellt werden (z.B. th), haben wir aus lesetechnischen Gründen vorgezogen (und vor t und h behandelt). Für jede Lektion entwickelten wir kurze, einfache und möglichst lustige bzw. interessante Lesetexte und zwar nur aus Buchstaben, die auch schon vorher im Buch behandelt wurden. Der Einsatz von Reimwörtern rundete die Strategie ab.

Gar nicht so leicht, alles unter einen Hut zu kriegen! Die Teammitglieder ergänzten sich gegenseitig mit unterschiedlichen Gaben wie Kreativität, Humor, Ausdauer, Genauigkeit, technischem Wissen und Wortschatz.

Doppelseite der Lesefibel: Schwarzweiß-Zeichnungen von Esel und Hyäne, dazu eine Geschichte und Tabellen mit Worten/WortteilenNachdem wir mit unserer Arbeit fertig waren, wurde das Buch von einem Experten geprüft, ein Jahr lang in etlichen Klassen getestet und 2017 schließlich von den zuständigen Behörden begutachtet und genehmigt. Das war ein für uns sehr ermutigender Meilenstein. Zeitweise hatten wir aus verschiedenen Gründen schon nicht mehr damit gerechnet. Daher sind wir umso dankbarer, dass wir diesen Meilenstein erreichen durften.

Der Druck und die Lieferung der Fibeln, entsprechende Ausbildung und Begleitung der Lehrkräfte – all das wird folgen oder hat bereits begonnen.

– von Andreas Bauer

Dankbar für einen Meilenstein